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Sind Hunde Egoisten?
Um die Frage direkt zu beantworten: Ja, Hunde sind Egoisten, und das ist auch gut so!
Wir Menschen möchten, dass es uns gut geht und dafür tun wir etwas.
Unsere Vierbeiner sind genauso „gestrickt“ und das hat einen biologischen Hintergrund, denn wem es gut geht, der kann einen Beitrag dazu leisten, dass es dem Rudel oder in unserem Fall der Familie gut geht. Ein glücklicher Hund ist sozialverträglicher gegenüber anderen Hunden und er hat ein stärkeres Immunsystem.
Um glücklich zu sein versuchen Mensch wie Tier die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Das beste Fressen, die längere Leine für mehr Auslauf oder den bequemsten Schlafplatz möchte unser Vierbeiner gerne für sich in Anspruch nehmen.
Wir sollten versuchen den Egoismus unseres Hundes zu akzeptieren, denn er handelt zwar egoistisch, steht uns dabei aber in nichts nach. Nur: Was tun, wenn man selbst aus dem Bad kommt und der Hund bereits ausgebreitet in Schlafposition auf dem Bett verweilt?
Zwei Egoisten treffen aufeinander
Aus Sicht des Hundes macht nachfolgende Situation überhaupt keinen Sinn: Mitten auf dem Spazierweg sitzt ein Hase, dessen Geruch unserem Vierbeiner bereits in die Nase stieg, bevor wir das Tier überhaupt gesehen haben.
Natürlich sind wir deutlich zu langsam und unser Hund rennt los und ist bereits auf der Verfolgungsjagd, während wir seinen Namen rufen und hinterher rennen. Wenn wir Glück haben, kehrt unser Ausreißer wenig später zurück, doch wir sind immer noch am Schimpfen und leinen ihn an.
Damit handeln wir gegen das Bedürfnis unseres Hundes, denn Jagen ist für ihn eine Befriedigung, aus der ein Glücksgefühl resultiert.
In Konfliktsituationen handelt der Hund zu seinen Gunsten, was von uns Menschen häufig als Egoismus empfunden wird.
In der oben geschilderten Jagdsituation hat der Egoismus des Hundes gewonnen, daraus entsteht auch bei Hunden ein Glücksgefühl.
Wir Menschen jedoch sind meist glücklicher wenn unser eigener Egoismus gewinnt.
Zu entscheiden, wann der Hund glücklich sein darf und wann man sich lieber selbst glücklich macht, das ist die Aufgabe in der Mensch-Hund-Beziehung. Man könnte alles durchgehen lassen, wenn beide damit glücklich sind.
Der Mensch im Bett und der Hund am Fußende? Ja natürlich, wenn es beiden mit dieser Entscheidung gut geht. Dem Hund ein wenig vom eigenen Essen unter den Tisch reichen? Ja gerne, dann können wir auch in Ruhe weiter essen.
Doch: Jagen und damit andere Tiere gefährden oder den Jäger verärgern? Nein, das geht leider gar nicht.
Klare Signale setzen hilft bei Konflikten
Kommen wir also abends aus dem Bad in unser Schlafzimmer und finden dort den Vierbeiner im Bett liegend vor, gibt es die Möglichkeit ihn ans Fußende zu verweisen.
Doch interessanterweise reagieren in der Situation Hunde häufig mit Knurren. Und jetzt wird es Zeit, unseren eigenen Egoisten rauszuholen, denn Anknurren geht nicht!
Entweder der Hund passt sich jetzt an und geht zum Fußende oder er verlässt das Bett komplett.
Doch das bedeutet im Gegenzug nicht, dass der Hund von jetzt an nie wieder ins Bett darf. Schon am nächsten Abend könnte sich die Situation wiederholen, denn der Hund wird seinen Halter testen und ihn erneut hinterfragen. Wahrscheinlich wird er diesmal den Verweis ans Fußende akzeptieren, denn so darf er dennoch auf einem bequemen Liegeplatz verweilen, wenn auch nur am Fußende.
Der Hund wird lernen: Gehorchen bringt Vorteile. Je deutlicher wir sind, umso klarer erkennt der Vierbeiner die Ernsthaftigkeit unseres Handelns. Er wird verstehen, dass er lieber aufhört, weil er sonst mit Konsequenzen rechnen muss.
Was ist erlaubt, was nicht
Die Frage: Was ist erlaubt, was nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten.
Neben der klaren Intervention von uns selbst sollten wir die Rasse, die Eigenarten und die Größe des Hundes berücksichtigen.
Das Schnappen eines kleinen Jack Russel Terrieres ins eigene Hosenbein ist zwar nicht erlaubt, aber nicht so gefährlich wie die gleiche Aktion durch einen Rottweiler.
Und das Platzproblem im Bett nimmt bei einer Deutschen Dogge andere Dimensionen an als bei einem Dackel.
Doch auch zwei Egoisten können wunderbar miteinander leben
In jeder Großstadt gibt es Menschen und Hunde, die gemeinsam auf der Straße leben.
Diese Hunde lassen sich immer gut managen und sind hochgradig sozialverträglich.
Sie bekommen fast alles von ihrem Halter, schlafen am selben Platz, bekommen das Futter aus der Hand und werden nahezu ständig gestreichelt. Eine Leine findet man in solch einer Beziehung nur ganz selten.
Dies ist kein Idealbild der Gesellschaft, aber ein Idealbild des Hundemanagements.
Wer Probleme mit seinem Hund hat, der sollte sich gerne mal mit diesen Menschen unterhalten.
Fazit:
- Hunde sind Egoisten, akzeptieren wir es einfach
- Hunde unterlassen nichts aus Liebe zu uns, erwarten wir es erst gar nicht
- Struktur in den Alltag des Hundes bringen und großzügig sein, so lange es für beide Seiten funktioniert
- Konflikte lösen, indem wir deutlich handeln. Der Hund wird gehorchen, um wieder seinen Komfort zu bekommen
- Keine starren Regeln, lieber mal den Bauch entscheiden lassen.
Quellen: Michael Grewe, Hundetrainer und Verhaltensberater